Kunststoffe in der Kanalsanierung – Kanalsanierungs Blog
Im heutigen Blogbeitrag möchte ich gerne etwas über die absoluten Basis Grundlagen der Materialien schreiben, die wir jeden Tag benutzen – das Harz.
Harze in der Kanalsanierung sind Kunstharze. Das Wort Kunstharz beinhalten bereits den Hinweis auf Kunststoff. Die zwei Komponenten Harze die wir verwenden sind Kunststoffe und können dementsprechend in die allgemeinen Kunststoffgruppen eingeteilt werden:
- Thermoplaste
- Duroplaste
- Elastomere
Sie unterscheiden sich in ihren Eigenschaften und der Verarbeitung. Durch die Vielzahl der auf dem Markt erhältlichen Kunststoffe müssen Kunststoffe in der Kanalsanierung bestimmte Eigenschaften aufweisen, um ein ausreichend qualitatives “Endprodukt” gewährleisten zu können.
Nachfolgend werde ich einen Überblick geben welche Kunststoffgruppen in welchen Verfahren Anwendung finden.
Thermoplaste in der Kanalsanierung:
Thermoplaste werden bei der Rohrherstellung sowie in der Kanalsanierung verwendet. Die typischen Thermoplaste sind:
- Polyethylen – PE
- Polyvinylchlorid – PVC
- Polypropylen – PP
Die Einsatzfelder in der Kanalsanierung liegen im Close-Fit-Verfahren sowie dem Einzelrohr- und Berstlining. Thermoplaste bieten die für diese Verfahren notwendigen Eigenschaften, wie zum Beispiel den Memory-Effekt des Polyethylen beim Close-Fit-Verfahren. Bei der Produktion wird das zunächst runde Rohr kalt in eine C- bzw U- Form gebracht, um anschließend auf der Baustelle erwärmt zu werden und wieder in seine ursprüngliche, runde Form zurückzukehren. Polyvinylchlorid wird im Einzelrohrlining sowie im Close-Fit-Verfahren verwendet und zeichnet sich hier vor allem durch sein deutlich höheres E-Modul aus. Polypropylen wird im Einzelrohr- und Berstlining verwendet; die eingesetzten PP Rohrmodule lassen sich als Steckystem verbinden oder schweißen. Der Vorteil gegenüber den anderen hier aufgeführten Thermoplasten liegt beim Polypropylen in der höheren Temperaturbeständigkeit je nach mechanischer Belastung.
Duroplaste in der Kanalsanierung:
Duroplaste werden in der Kanalsanierung im Schlauchlining sowie im Kurzlinerverfahren verwendet. Sie haben die Form eines aushärtbaren Harzes und werden werksseitig oder vor Ort in ein Trägermaterial eingebettet und die Härtung auf der Baustelle in Gang gesetzt. Dadurch entsteht das statisch tragende Rohr.
Der verbreitetste und älteste Kunststofftyp dieser Klasse sind die Phenoplaste. In diese Gruppe fallen auch Polyesterharze, Polyurethanharze für Lacke und Oberflächenbeschichtungen und praktisch alle Kunstharze wie beispielsweise Epoxidharze. Die in der Kanalsanierung verwendeten Duroplaste sind:
- Ungesättigte Polyesterharze, UP-Harz
- Vinylesterharze, VE-Harze
- Epoxidharze, EP-Harze
- Polyurethanharze, PUR-Harze
Die Systeme der Bodenbender GmbH, das Combi-Tec EP und das Multi-PointLiner Harz sind ebenso alles Duroplaste.
Im Bereich der öffentlichen Kanalsanierung werden überwiegend UP-Harze verwendet. Sie können werksseitig in das Trägermaterial getränkt werden und sind lange lagerstabil. So können die fertig getränkten Schläuche auf der Baustelle gut verarbeitet werden.
Im Hausanschlussbereich werden bis DN 250 überwiegend EP-Harzsysteme eingesetzt. EP-Harze ermöglichen die Verarbeitung auf mobilen Anlagen mit denen der Schlauchliner erst auf der Baustelle kalibriert und getränkt wird.
Unterschiede zwischen EP- und UP- Harzystemen
EP- Harzsysteme |
UP- Harzsysteme |
Hohe Beständigkeit ggü. Alkalien |
Hohe Beständigkeit ggü. Säuren |
Gute Haftung auf fast allen Materialien |
Verklebung mit anderen Materialien möglich. Kurze Reaktionszeiten führen zur Ablösung |
Tränkung auf der Baustelle möglich |
Werksseitige Herstellung möglich |
Genaue Einhaltung des Harz/Härter Verhältnisses nötig |
|
Geruchsarm |
Früh wahrnehmbarer Geruch |
Keine UV-Härtung möglich |
UV- Härtung möglich |
Niedrige Schwindung, kein innerer Spannungsaufbau |
Schrumpft bei der Aushärtung um ca. 7 bis 8 % |
Grundsätzlich ist es also wichtig zu wissen das die Harze unterschiedliche Eigenschaften haben die in manchen Situationen Vorteile bringen, in anderen aber auch Nachteile. Der Anwender sollte also wissen für welchen Zweck sich das verwendete Material eignet.
Bis zum nächsten Mal,
Euer Jonas
Einzelnachweise
- https://de.wikipedia.org/wiki/Polyesterharz#cite_note-2
- Thomas Wegener: Fehler in der Kanalsanierung – Erkennen und Vermeiden. Kapitel 1, Andreas Haacker: Sanierungswerkstoffe, Vulkan Verlag, Essen 2018
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kunststoff