Warum wir sanieren: Mehrkosten durch Fremdwasser – Kanalsanierungs Blog

von | Okt 7, 2020 | Blog, Unkategorisiert

Moin, liebe Leute. In diesem Artikel möchte ich darüber sprechen, warum wir eigentlich Kanäle sanieren. Natürlich, wenn sie kaputt gehen. Aber dieser Grund ist nicht der einzige, warum es wichtig ist, einmal darüber nachzudenken, was Abwasserkanäle sind und warum es so wichtig ist, dass wir sie nachhaltig behandeln. Ich möchte diesen Beitrag in drei Abschnitte unterteilen und drei wichtige Themen beschreiben, die euch etwas mehr verstehen lassen, warum wir Abwasserkanäle sanieren müssen.
 
Teil 1: Mehrkosten durch Fremdwasser
 
Zuallererst muss erklärt werden, dass undichte Kanäle Fremdwasser aufnehmen. Ähnlich einer Dränage, die überschüssiges Wasser von einer großen Fläche ableitet.
 

Na klar… ein Abwasserkanal leitet Schmutzwasser aus unseren Haushalten und Industrien ab. Diese Abwässer müssen gereinigt und wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden. Aber unsere Kanäle nehmen nicht nur verschmutztes Wasser auf, sondern durch Undichtigkeiten auch sauberes Grundwasser, das als Regen fällt und in unserem Boden als Grundwasser auftritt. Gutes, sauberes Wasser. Dieses Wasser läuft in den Kanal und wird zusammen mit Schmutzwasser abgeleitet und dementsprechend kontaminiert. Wir nennen dieses Problem Infiltration.

Beispiel für Infiltration: Sauberes Grundwasser wird durch undichte Stellen in den Kanal abgeleitet.

Es existiert auch die Exfiltration. Dieses Problem zeichnet sich dadurch aus, dass Schmutzwasser aus dem Kanal in den Boden geleitet wird. Hört sich schlimm an, ist aber bei der üblichen häuslichen Abwasserzusammensetzung eigentlich nicht erwähnenswert. Ist das Rohr nämlich fachgerecht gebettet, sedimentieren die Abwässer in unmittelbarer Umgebung und kontaminieren den Boden nicht. Probleme für die Umwelt treten dann auf, wenn das Abwasserrohr Industrieabwässer, die gefährlich für Böden und Gewässer sind, ableitet. Dazu aber mehr in Teil 2 dieser Reihe.

Infiltration ist also der Eintritt von Fremdwasser in die Kanalisation. Wie kann das passieren?
Ganz einfach: Rohre gehen kaputt und werden undicht, weil sie alt werden.

Das ganze Jahr über reinigen unsere Kläranlagen also Wasser, das gar nicht gereinigt werden müsste. Eine Kläranlage wird nach der Menge an Wasser, die sie reinigen muss, ausgerichtet und geplant. Sie nutzt Bakterien, die das Schmutzwasser reinigen. Diese Bakterien zersetzen die Schadstoffe im Abwasser und es ist wieder sauber. Umso geringer die Schmutzwasserkonzentration ist (durch den Zufluss von Fremdwasser), desto größer muss die Anlage ausgerichtet sein, damit die Bakterien effektiv arbeiten können. Es gibt Studien und Untersuchungen darüber, wie viel Wasser im Jahr nutzlos gereinigt wird. Ich möchte – um das zu verdeutlichen – hier einmal eine Untersuchung vorstellen, die, wie ich finde, das Problem mal ganz eindrücklich aufzeigt. Die nachfolgende Grafik wurde 2007 erstellt und beschreibt die zu reinigende Wassermenge von fünf unterschiedlichen Kläranlagen und teilt die Menge in Schmutz- und Fremdwasser auf.

Quelle: Bosseler, Bert et al. (2014): Kanalabdichtungen – Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlagen und der Einfluss auf den örtlichen Wasserhaushalt, Berlin, November 2014

Die fünf Kläranlagen geben einen Fremdwasseranteil von ca. 55% an. Über die Hälfte des ankommenden Wassers müsste also gar nicht gereinigt werden.In der Tabelle sind die Mehrkosten ersichtlich, die durch Fremdwasser im Kanal entstehen. Bei einer Reduzierung des Fremdwasseranteils um 15% auf durchschnittlich 40% wäre ein Einsparpotenzial von 245.000 € pro Jahr möglich. Kläranlagen benötigen viel Energie und die Herstellung dieser Energie hat wiederum unmittelbare Einflüsse auf unsere Umwelt. Das ist das eine Problem. Aber den Verlust von Geld durch den hohen Fremdwasseranteil auf hochgerechnet ca. 9.300 Kläranlagen bundesweit will ich mir an dieser Stelle sparen, da es hier meines Wissens keine belastbaren Untersuchungen gibt. Er muss aber immens sein.

Das große Problem für die Bevölkerung oder besser für den Liegenschaftsbesitzer hierbei ist aber, dass man davon ausgeht, dass 90% der Fremdwasserzuflüsse durch die Grundstücksentwässerungen verursacht werden und nicht durch Kanäle in öffentlicher Hand. Für seinen Hausanschluss ist aber jeder Eigentümer selbst verantwortlich.Sowohl unsere Kunden als auch die Kunden unserer Mitbewerber sorgen dafür, dass dieser Fremdwasseranteil stetig auf einem niedrigen Level bleibt, um den Steuerzahler nicht übermäßig zu belasten.

Wird nämlich die Reinigung unseres Wassers teurer, muss auch jeder persönlich mehr dafür bezahlen. Kanalsanierer sind deswegen für uns echte:

– Helden des Alltags –

Ihr seht also, dass nicht nur wegen eines offensichtlich kaputten Rohrs saniert werden muss. Wir schützen auch aktiv unsere Umwelt und halten eine lebenswichtige Infrastruktur instand.

Im nächsten Teil der Reihe möchte ich mehr auf die ökologischen Einflüsse der Kanalinstandhaltung eingehen.

Sehr ausführlich könnt ihr euch auf der Seite unitracc.de über das Schadensbild Infiltration informieren. Hier werden auch weitere Zahlen genannt, die das Problem verdeutlichen: https://www.unitracc.de/know-how/fachbuecher/instandhaltung-von-kanalisationen/schaeden-schadensursachen-schadensfolgen/undichtigkeiten/moegliche-schadensfolgen/eindringen-von-grundwasser-infiltration-und-bodenmaterial

Wie immer vielen Dank, dass ihr meinen Senf gelesen habt!Bis zum nächsten Mal.
Euer Jonas

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