Warum wir sanieren: Umweltschutz – Kanalsanierungs Blog

von | Okt 28, 2020 | Blog

Moin, liebe Leute.
In diesem Artikel möchte ich darüber sprechen, warum wir eigentlich Kanäle sanieren. Der offensichtliche Grund: sie gehen kaputt. Doch nicht nur deshalb ist es wichtig, dass wir einmal darüber nachdenken, was Abwasserkanäle sind und warum wir sie nachhaltig behandeln sollten. In dieser Beitragsreihe beschreibe ich drei wichtige Themen, mit denen ich euch näherbringen möchte, warum wir Abwasserkanäle sanieren müssen.
Dies ist der zweite Teil der Reihe „Warum wir sanieren“; den ersten findet Ihr hier: https://bodenbender.com/mehrkosten-durch-fremdwasser-kanalsanierungs-blog/

Teil 2: Umweltschutz
Entwässerungssysteme sind ein Teil des übergeordneten Wasserversorgungsystems. Sie leisten durch die Entsorgung des Abwassers Dienste an der Gesellschaft. Diese Dienste können wir in folgende Kategorie untergliedern:

  • Entfernung des Abwassers von Grundstücken aus Gründen der örtlichen Hygiene
  • Vermeidung von Überflutungen in Siedlungsgebieten
  • Schutz der Umwelt[1]

Neben dem Gesundheitsschutz spielt hier auch der Umweltschutz eine entscheidende Rolle. So hat die Sanierung von Abwassersystemen Auswirkungen auf den Stand und die Qualität des Grundwassers. Wie im ersten Teil der Reihe schon erwähnt, gibt es dabei zwei übergeordnete Schäden: die Infiltration und die Exfiltration. Beide haben – neben den im ersten Teil beschriebenen Konsequenzen für die Kosten einer Kläranlage – auch Auswirkungen auf die Umwelt. Deshalb betrachten wir beide Schadenkategorien an dieser Stelle noch einmal genauer.

Exfiltration
Durch die Exfiltration kann das Grundwasser in der Umgebung des schadhaften Rohres kontaminiert werden. Das Ausmaß und Eintreten dieses Schadens richten sich dabei nach zwei Faktoren: der Lage des Rohres zum Grundwasser sowie dem Material, in dem das Rohr verlegt ist. Der Hauptfaktor ist dabei die Qualität der Kiesbettung und wie weit das Rohr vom Grundwasser entfernt ist. Untersuchungen dieses Schadensbildes haben ergeben, dass bei einer sachgemäßen Einbettung des Abwasserrohres nach DIN EN 1610 nicht mit größeren Schäden am Grundwasser und der Umwelt zu rechnen ist. Verunreinigte Hausabwässer setzen sich als Sediment in der Sandbettung ab.[2]

Die in den letzten Jahren drastisch steigende Verunreinigung unserer Grundwässer ist deshalb überwiegend auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Durch den erhöhten Nitratgehalt im Grundwasser entsteht eine Nährstoffanreicherung (Eutrophierung). Der Auslöser dafür ist die massive Düngung sowie Viehhaltung.[3]

Wesentlich gefährlicher für die Umwelt sind jedoch Industrieabwässer, die durch Exfiltration in das Erdreich gelangen können. Hier muss genau darauf geachtet werden, dass abführende Kanäle dicht sind. Unsere Kunden erhalten mittlerweile häufig Anfragen zur Sanierung von Industrieabwasserrohren. Daran stellen wir fest, dass die Regierungen hier stark Druck ausüben, damit gefährliche Abwässer ordnungsgemäß abgeleitet werden.

Im Bereich der grabenlosen Kanalsanierung wird der Bedarf an Sanierungslösungen für Industrieabwässer immer bedeutender. Es gibt für Industrien europaweit gesetzliche Regelungen zur Behandlung ihres Abwassers. Diese Regelungen bilden die Grundlage für die Sanierungsmöglichkeiten. Da die Auswirkungen auf die Umwelt von den vielen verschiedenen Zusammensetzungen des Abwassers bestimmt werden, können sie meiner Meinung nach in der momentanen Größenordnung nicht abgeschätzt werden. Die wichtigsten industriellen Abwasserverursacher sind:

  • Textilindustrie
  • Nahrungsmittelindustrie
  • Chemikalienindustrie
  • Bergbau
  • Arzneimittelindustrie[4]

Dabei ist neben der Abführung in dichten Abwasserrohren die abwasserspezifische Behandlung durch die Kläranlagen der entscheidende Faktor für die Umweltverträglichkeit. Deshalb müssen auch einige Industrieabwässer durch spezielle, betriebseigene Kläranlagen vorbehandelt werden. Durch die Sanierung der industriellen Abwasserrohre kann ein Betrieb die Exfiltration bzw. Infiltration von industriellen Schadstoffen aus dem Abwasser vermeiden. Verschiedene Materialien auf dem Markt erfüllen bereits die Anforderungen für die Sanierung von Abwasserrohren mit schädlichen organischen und anorganischen Abwässern und auch unsere Kunden haben schon einige Abwasserrohre in Industrien sanieren können.

Infiltration
Die ökologischen Auswirkungen der Infiltration sind etwas komplexer. So gibt es viele nachgelagerte Probleme, die durch eine Kette von Bedingungen auftreten und vor allem regionale Effekte nach sich ziehen.

Wie in Teil 1 schon beschrieben, wird durch Infiltration der Grundwasserspiegel in der Umgebung gesenkt, da undichte Kanäle aufgrund des einlaufenden Wassers eine Drainagewirkung im Erdreich haben. Vereinfacht gesagt: durch Infiltration wird frisches Grundwasser in die Kläranlagen abgeführt.

Deswegen kann der Grundwasserspiegel nach der Sanierung von Abwasserrohren erheblich ansteigen und sogar die Fundamente angrenzender Häuser belasten. Kanalnetze haben also eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf natürliche Grundwasserschwankungen. Bei einer flächendeckenden Sanierung von Abwasserrohren muss der planende Ingenieur folglich durch den Einbau zusätzlicher Drainagebauwerke darauf achten, dass der Grundwasserspiegel keine anderen Bebauungen bedroht.[5] In diesem Fall wäre zusätzlich die unmittelbare Flora und Fauna betroffen und würde sich zwangsläufig verändern.

Ein regionales Beispiel aus meiner Heimat zum Thema Infiltration ist die Kontaminierung eines Baggersees – des Perfstausees in Breidenstein.
Große, kilometerlange Sammelkanäle sind mit Sicherheit an einigen Stellen undicht. Diese Sammelkanäle fangen aufgrund ihrer Undichtigkeit bei Starkregenereignissen sehr viel Regenwasser auf. Wenn die Kanäle dann bis zum Anschlag voll sind, läuft das Schmutzwasser-/Regenwassergemisch in Überlaufbecken, die wiederum in den Perfstausee abgeleitet werden.
An dieser Stelle verursacht das Abwasser eine Kontamination bzw. liefert Nährstoffe für Wasserpflanzen, die dort natürlicherweise nicht vorkommen sollen. Aktuell gibt es dort schon seit Jahren keinen Badebetrieb mehr. Mehr dazu steht in folgendem Zeitungsbericht: https://www.mittelhessen.de/lokales/marburg-biedenkopf/breidenbach/badeverbot-am-perfstausee-muss-nicht-endgultig-sein_20987002

Diese regionalen Auswirkungen verdeutlichen, welchen Einfluss die Kanalisation auf die Umwelt haben kann. Eine absolut dichte und sanierte Kanalisierung hätte dementsprechend die Funktion eines stillen Begleiters im Alltag und planbare bis gar keine Einflüsse auf die Umwelt. Deswegen arbeiten wir zusammen mit unseren Kunden daran, die Kanalisation dicht zu halten und ihren Wert für die Gesellschaft und für nachfolgende Generation zu erhalten.

Im dritten Teil der Reihe wollen wir den Wert für die Gesellschaft noch genauer unter die Lupe nehmen. Wusstet ihr nämlich, dass das Kanalnetz häufig das Wertvollste ist, was eine Kommune besitzt?!

Also bleibt dran!
Bis zum nächsten Mal.
Euer Jonas

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